Geschichte
788
Erstmals wird der Weiler Riem 788 urkundlich erwähnt, wurde aber vermutlich bereits um 700 von einem fränkischen Ritter und seinen Leibeigenen
gegründet. Möglicherweise geht der Name "Riem", der wohl im 9. Jahrhundert entstand, zurück auf "riama", das bedeutet Gürtel, da in der ursprünglichen
Gemeinde die Ortskirche von den einzelnen Höfen ringförmig umgeben wurde. Andere Bedeutungen legen den Begriff "riama" als "Niederlassung
am Kanal oder an der Traufe" aus oder beziehen sich auf die schmalen "riemen"-förmigen Ackerstreifen, die zum Dorf gehörten [1].
990
Zur Zeit von Abraham, Bischof von Freising (957-994), wird Riem samt einem Gotteshaus genannt.
1183
Riem hat die älteste Kirche des gesamten heutigen Stadtteils Trudering-Riem. 1183, also etwa 200 Jahre nach seiner ersten Erwähnung als Kirchendorf,
wird der Bau einer St. Martinskirche aus Stein beurkundet [1].
1315
Die Gemeinde gehört nach den Konradinischen Matrikeln seit mindestens 1315 zur Pfarrei Bogenhausen [1]. St Georg ist zu dieser Zeit die größte
Pfarrei im Bistum Freising.
1568
Der Kartograf, Astronom und Mathematiker Philipp Apian erstellte Mitte des 16. Jahrhunderts Landkarten von Bayern. "Schier sieben Summerzeit"
bereiste er das Land, um die erste auf wissenschaftlicher Grundlage beruhende Karte Bayerns zu erstellen [2].
Auf einer seiner Landtafeln ist Riem 1568 mit einer Kirche zu sehen [3].
16. Jahrhundert
Im 16. Jahrhundert bekommt die Filialkirche St. Martin einen im romanischen Stil erbauten Turm mit schindelgedecktem Zwiebeldach [1].
1619
Aus der ersten Pfarrbeschreibung von Trudering, Vikariat Bogenhausen: Riem gehört zur Pfarrei Bogenhausen, Vikariat Trudering (St. Peter und
Paul).
1718
In der Pfarrbeschreibung, die bei der Visitation des Pfarrvikars Andreas Seidl angefertigt wurde, ist angegeben, dass in Trudering an allen hohen
Festtagen Gottesdienst gefeiert wird, ausgenommen am Pfingsttag, wo der Gottesdienst nicht in Trudering sondern in Riem gehalten wird. Im übrigen
ist an den ersten beiden Sonntagen im Monat der Gottesdienst in Trudering, am dritten Sonntag in Riem, am vierten Sonntag in Gronsdorf. In der
Riemer Kirche brennt das Ewige Licht (gespeist mit „Baumöl") nur im Sommer. Und "Keine Orgel ist nit in der Pfarrei Trudering".
1719
In der Pfarrbeschreibung von Trudering berichtet der Pfarrvikar Andreas Seidl, dass Reparaturen an der Riemer Kirche einen Fehlbetrag von 140 fl
im Truderinger Haushalt hinterlassen haben.
1721
In der Pfarrbeschreibung, die bei der Visitation des Pfarrvikars Andreas Seidl, Trudering, angefertigt wurde, heißt es: Kirchtrudering ist ein
Dorf, allda ist die Mutterkirche. Riem ist ein Dorf und hat eine Filialkirche.
Die Angehörigen der Pfarrei (also Trudering, Riem, Haar und Gronsdorf) begeben sich alljährlich 14 mal auf Wallfahrt ("Kreuzgang",
weil das Kreuz mitgetragen wird), in jedem zweiten Jahr 15 mal.
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Wallfahrtstage / Wallfahrtsorte
- am St. Georgentag nach Bogenhausen
- am St. Markustag auf die Filialkirche Riem
- zwei Tage vor dem 1. Mai über das andere Jahr auf Altenburg, Tuntenhausen und Ebersberg auf einem Gang.
- drei Samstage nach Ostern, an Johanni und Pauli nach Salmdorf
- am Erchtag (=Dienstag) in der Kreuzwoche auf Baumkirchen
- am Mittwoch hernach auf Ramersdorf und auch dann, wenn das Kapitel gehalten wird
- am hl. Pfingsttagnachmittag auf St. Veit, Baumkirchener Pfarr. Hinweis: Im Osten Berg am Laims erinnert die St.-Veit-Straße an eine ehemalige kleine Kirche, St. Veit auf dem Wasen, neben der zudem in einem Schulraum die Kinder aus den umliegenden Weilern von einem dort lebenden Eremiten unterrichtet wurden. St. Veit wurde im Zuge der Säkularisation 1806 abgerissen (Quelle: Muenchenwiki).
- am St. Veitstag auch dorthin.
- am Pfingstmontag auf München zu St. Benno
- am Donnerstag in der Pfingstwoche zu St. Coloman in der Pfarrei Ismaning
- an Maria Heimsuchung auf München zu Unserer Lieben Frauen bei den Herren Augustinern
- am St. Ulrichstag auf Siegertsbrunn zu St. Leonhard in der Pfarrei Hohenbrunn.
1735
Die Pfarrei Trudering bringt ein Votivbild mit dem Heiligen Leonhard nach Siegertsbrunn, auf dem Riem mit einer Kirche abgebildet ist.
1738
Die Pfarrbeschreibung berichtet, dass die Kirche in Riem sehr heruntergekommen ist. Ein häßliches, ruinöses, baufälliges Gotteshaus, Erbauungsjahr
unbekannt.
Das Langhaus wird vollständig abgetragen und größer wieder aufgeführt. Dem Zeitgeschmack entsprechend erhält sie ein Tonnengewölbe. Das Schindeldach
wird durch eine Ziegeldeckung ersetzt. Der Turm erhält eine Zwiebel.
1817
In der Pfarrbeschreibung von Trudering berichtet der Pfarrvikar Michael Gutscheider, dass die Kirchen in Trudering, Riem, Gronsdorf und Haar je
einen Friedhof haben. Die Riemer Kirche beschreibt er so: Beschaffenheit: klein, dunkel und derb. Der Hochaltar ist St. Martin geweiht, der
Seitenaltar St. Anna.
1838
Trudering wird aus der Pfarrei Bogenhausen ausgegliedert und wird selbständige Pfarrei. Riem wird als Filiale angegliedert.
1863
Das Anwesen Klitsch, nahe der Kirche, brennt vollständig nieder. Der Brand greift auf das Anwesen des Nachbarn Wild (Scheichl) und auf die Kirche
über und vernichtet die schindelgedeckte Turmzwiebel. Auch der hölzerne Glockenstuhl verbrennt, die beiden Glocken fallen herunter und zerspringen.
1865
Auf den Turm wird eine schlanke Spitze aufgesetzt, die mit Schiefer gedeckt ist. Ein eiserner Glockenstuhl für zwei Glocken wird eingebaut.
Das Langhaus wird mit Schiefer gedeckt. Kosten: 1000 fl. Davon ersetzt die Brandversicherung 800 fl, der Rest wird anonym gestiftet. Die Kirche
bekommt eine Orgel.
1880
Über die Riemer Kirche sagt die statistische Beschreibung des Erzbistums München und Freising: Erbauungsjahr unbekannt. Styl romanisch mit
halbkreisförmiger Apsis. Baupflicht die Kirchenstiftung. Geräumigkeit nicht genügend. Spitzturm mit 2 Glocken. In dem
altertümlichen romanischen Kirchlein befinden sich mehrere Statuen aus dem Mittelalter, darunter jene des Heiligen Otmar.
1893
Laut Regierungsbeschluss vom 12. Juli 1892 wird die Kirche umgebaut.
Das Langhaus wird um 1,5 m nach Osten verlängert, ein Presbyterium (*) mit drei Fenstern und achteckigem Abschluss werden angefügt, nördlich an das Presbyterium wird eine Sakristei angebaut.
Der Eingang auf der Südseite wird zugemauert, statt dessen wird ein neues Fenster durchgebrochen; die übrigen Fenster werden vergrößert. Der Eingang zur Kirche wird auf die Südseite des Turmes verlegt,
der Zugang zur Empore wird ebenfalls vom Langhaus in den Turm verlegt.
Die Kirche erhält drei Altäre, eine Kanzel an der nördlichen Langhauswand und neue Bänke, der Raum wird mit Malereien ausgeschmückt, die vorhandenen
alten Figuren werden im Aufbau des Hochaltars integriert. Die Altäre sind im neuromanischem Stil ("Schreinergotik").
(*) den Priestern vorbehaltener Altarraum.
Bild des Altarraumes (Das Bild ist 1945 aufgenommen. Es zeigt den Stand, wie die Altäre 1893 eingebaut wurden).
Weitere Informationen zum Umbau 1893 anzeigen...
Die Kosten des Umbaus werden durch Spenden der Riemer Bürger aufgebracht. Der Privatier Wolfram, ehemaliger Gastwirt in Riem, spendet allein
2.000 Mark.
Die Kirche sieht jetzt so aus:
Die Langhauswände sind 2 Meter hoch mit Holz verkleidet, damit die Feuchtigkeit nicht in den Raum eindringen kann, die Wand darüber ist bemalt.
Der Chorbogen zeigt zum Kirchenschiff hin ein in Falten gelegtes Band mit der Inschrift: DOMUM TUAM, DOMINE, DECET SANCTITUDO. Die Leibung des
Chorbogens ist mit geometrischen Ornamenten reich geschmückt.
Das Kirchenschiff ist mit einem flachen Gewölbe aus Holz geschlossen, in dessen Mitte ein kleines Fresko den Heiligen Geist in Gestalt einer weißen
Taube zeigt.
Im Presbyterium ist östlich links und rechts neben dem Hochaltar je ein hohes Fenster. Die Decke des Presbyteriums ist eine Kuppel, geteilt durch
Rippen, auf blauem Grund sind viele goldene Sterne gemalt. Die Rippen laufen zusammen an einer kleinen, runden Öffnung, die vom Dachstuhl aus mit
einem Holzdeckel verschlossen ist. Von dort werden nach barockem Brauch Glaubenssymbole (Taube, Adventskranz) herabgelassen - daher der Name
"Heilg-Geist-Loch".
Der Hochaltar steht auf einer einstufigen Plattform, zum Altar führen zwei weitere Stufen. Altartisch und Altaraufbau sind aus Holz mit Stilelementen
der Gotik.
In der Mitte der untere Etage des Aufbaus ist der Tabernakel eingelassen, vorgesetzt ein Baldachin, auf den an Ostern die Figur des Auferstandenen
und zu Martini St. Martin zu Pferd gestellt werden.
Die mittlere Etage des Aufbaus enthält das Altarbild, ein Ölgemälde; dargestellt ist Maria sitzend, auf dem Schoß das Jesuskind, umgeben von einem
mandelförmigen Heiligenschein und Engelsköpfen, davor kniet ein anbetender Engel. Das Bild ist umgeben von einem reich geschnitzten Rahmen, halbrund
abgeschlossen. Auf kleinen Podesten neben dem Aufbau steht rechts der Hl. Martin mit Bischofsstab, links der Hl. Otmar (Atribut: ein Fässchen),
ebenfalls mit Bischofsstab. In der oberen Etage des Aufbaus ist eine Plastik mit Gottvater: mit der linken Hand hält er die Weltkugel, die Rechte
ist zum Segnen ausgestreckt. Die Plastik ist überdacht mit einem Halbrundbogen, der auf zwei Säulen steht.
Auf der unteren Etage rechts und links je eine Säule, darauf in der Höhe der oberen Etage auf vier dünnen Säulchen je eine Nische. In der rechten
Nische die Plastik des Hl. Florian (Attribut Wasserkübel), in der linken der Hl. Leonhard.
Der Aufbau schließt ab mit einem geschnitzten Giebel, in der Mitte ein Kreuz.
Rechts und links am Chorbogen sind zwei Seitenaltäre, sie ragen in den Chorbogen beinahe einen Meter hinein. Im linken Seitenaltar steht in einer
schmalen Hochrundnische mit Säulen auf einem hohen Podest die Plastik der Hl. Maria mit dem Jesuskind. Der Aufbau schließt mit einem geschnitzten
Giebel, in der Mitte ein Kreuz.
Der rechte Seitenaltar, ein Spiegelbild des linken, enthält den Hl. Sebastian, von Pfeilen durchbohrt. Die Figur wurde gestiftet von Sebastian Empl,
dem ehemaligen Riemer Bürgermeister.
An der linken Seite des Langhauses steht die Kanzel, über eine Treppe von vorne zugänglich. Hinter dem rechten Seitenaltar steht der Beichtstuhl.
1897
Erweiterung des Friedhofs mit neuer Mauer.
1908
Eine Turmuhr, gestiftet von Ludwig Leibenger, dem Besitzer des Alten Wirts, wird eingebaut. Es erfolgt eine Außenrenovierung.
1917
Die kleinere Glocke musste abgeliefert werden. Sie wurde zum Guss von Kanonenrohren verwendet.
Riem ist 1917 noch kleines ein Dorf mit der Kirche im Mittelpunkt.
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1925
Eine neue (kleine) Glocke wurde angeschafft.
1928
An jedem Sonntag und an zwei Wochentagen ist in Riem Gottesdienst.
1944
Durch den nahegelegenen Flughafen wird der Bereich Riem bombardiert und die Kirche erleidet erhebliche Schäden. Neben dem Altar schlagen
Stabbrandbomben ein, das Dach wird durch Brandbomben beschädigt. Die Riemer Bürger beheben notdürftig die Schäden.
Während des zweiten Weltkriegs musste die große Glocke abgeliefert werden.
1946 bis 1948
[4]
Die im Krieg schwer beschädigte Kirche wurde instandgesetzt und umgestaltet. Das Kircheninnere erhielt ein völlig neues Gesicht.
Die Reste der im Krieg weitestgehend zerstörten neuromanischen Ausstattung entfernte man ganz. Die alte romanische Ausstattung sollte wiederhergestellt werden. Anstelle des Tonnengewölbes wurde eine Holzbalkendecke eingezogen und im
Altarraum eine neue Stirnwand mit Apsis eingebaut. Ebenso erneuerte man die Kirchenstühle und die Empore. Man stellte einen einfachen Volksaltar auf.
Das Fresko an der neuen Stirnwand und in der Apsis schuf Professor Bergmann. Die historischen Holzskulpturen wurden von schlechter Farbe befreit.
Die Neugestaltung lag in den Händen von Architekt Rudolf Kaiser, einem ehemaligen Bergmann-Schüler.